Der christliche Kreuzraum
V i l l i n g e n
Stadtbaukunst des Mittelalter
Eine Städtebauliche
Analyse der Zähringerstadt
Thomas Hettich
Historische Stadtbildauszüge
von Herbert Schroff
"Deshalb kann man Menschen, die uns
mit Eifer das Bild einer einzigen Landschaft oder die Anlage einer Stadt,
die Größe eines Stromes oder die Schönheit eines Berges
schildern,....., die Korykische Grotte oder sonst etwas einzelnes beschreiben,
nur bedauern wegen der Beschränktheit ihres Geistes, der vor dem
ersten Besten ins Staunen gerät und groß tut bei kleinem
Anblick. Doch so geht es ihnen, weil sie das Höhere nicht sehen,
ich meine den Kosmos und das Größte in ihm. Wäre ihr
Sinn nämlich diesem gehörig zugewandt, würden sie nie
etwas anderes bewundern, sondern alles übrige erschiene ihnen klein
und wertlos gegenüber seiner Herrlichkeit. So wollen wir von all
diesem sprechen und, soweit dies möglich ist, auf Gottes Spuren
Wesen, Lage und Bewegung alles dessen betrachten. ...."
Aristoteles
INHALTSVERZEICHNIS
Teil 1
· Vorab
· Einleitung
· Wachstum
· Gewachsene
Stadtstrukturen
· Gedacht
· Gedachte
Stadtstrukturen
· Villingen
· Gewachsen
oder Gedacht?
Teil 2
· 817
· 999
· 1800
Teil 3
· Eigentümlichkeiten
am Grundriß
· Recht
auf Veränderung
· Zusammenfassung
Teil 4
· Nachwort
Teil 1
Ich beriet mich bei mir selbst
Heraklit
Vorab
Visionen und Ideale
gab es zu allen Zeiten. In manchen Zeitaltern waren sie mehr oder weniger
ausgeprägt. Heute entscheidet jeder für sich was er zum Ideal
erhebt. In erster Linie sind es die materiellen Dinge, die stilisiert
und überhöht, ein Ideal bergen und für deren Erhaltung
die Vision steht. Dies ist der Fall beim Kauf eines Einfamilienhauses
oder eines Auto. So wie es für den Einzelnen Ideale und Visionen
gibt, so gibt es sie auch in Institutionen. Die Bundesrepublik hat in
den letzten Jahren zwei Bundestagsgebäude umbauen bzw. bauen lassen.
Gerade in solchen Repräsentationsgebäuden ist immer eine Vision,
ein der Zeit entsprechender Stil des Architekten oder des Bauherrn zu
erkennen. Im Bundestagsgebäude in Bonn war es die Vision, dass
die Demokratie eine offene und transparente Staatsform sein sollte.
Dies wurde versucht durch die Verwendung von Glas für die Außen-
und Innenwand. Die Wände wurden damit sinnbildlich aufgelöst
und die bauliche Vision einer transparenten und offenen Demokratie sollte
Beispiel sein für die darin Tätigen.
Für
das Reichstagsgebäude (B 1) in Berlin wurde ein internationaler
Wettbewerb ausgelobt.
Nach langem Tauziehen
wurde entschieden, daß eine Kuppel nach historischem Vorbild gebaut
werden soll. Wer in Berlin war, sieht, wie genial der Architekt, diese
Aufgabe gelöst hat. Durch die Forderung eine Kuppel zu bauen und
damit einen repräsentativen Charakter nach außen zu erhalten,
hat er eine zusätzliche Funktion geschaffen, eine Aussichtsplattform,
die über zwei wendelförmige Rampen erreicht und wieder verlassen
wird. Man kann das Plenum von oben einsehen, gleichzeitig ist es für
jeden Bundestagsabgeordneten jederzeit möglich, sein Haupt zu heben,
um zu sehen von wem die Staatsgewalt letztendlich ausgeht, nämlich
vom Volk, welches immer und zu jeder Zeit über seinen Repräsentanten
steht und Aussicht nach neuen Repräsentanten nimmt. Für mich
ist diese Kuppel mit ihrer äußeren Wirkung, wie sie von den
Repräsentanten des Bundestages gewollt und der inneren Ausformung,
wer im Staat letztendlich die Gewalt repräsentiert, ein eindrucksvolles
Beispiel eines Ideals und einer Vision, die für jeden erlebbar
ist und an die erinnert werden kann. Gerade die Dualität zwischen
Außen und Innen, des Hohen und Niederen mit ihrer Gegenläufigkeit
ist Ausdruck eines wesentlichen Kerns unserer Demokratie als gebautes
Symbol. Gleichzeitig ist es ein Beispiel zwischen der Verbindung von
Alt und Neu in der Architektur.
Gebäude wie
den Berliner Reichstag, in dem sich die Bevölkerung und deren Vertreter
teilweise identifizieren, gibt es in jedem Land, in jeder Stadt oder
in jedem Dorf. Die qualitativen Ausprägungen solcher Gebäude
sind natürlich unterschiedlich. Ist es in Köln der Dom und
in Stuttgart die Staatsgalerie oder der Landtag, so kann es in einem
Dorf ein Bauernhof sein, wie in Gütenbach im Schwarzwald der landschaftsprägende
Bühlhof. Ein stadtbildprägendes Gebäude war das "Hotel
Blume-Post" (B 2) in Villingen. Das Gebäude der "Blume-Post"
ist der älteren Bevölkerung Villingens noch gut in Erinnerung.
Im Bewußtsein der Bürger ist dieses Gebäude immer noch,
denn es steht für den Ersatz des Alten und Neuen und dessen Vergleich
hinsichtlich der Bauqualitäten, die zwischen einem Abbruch und
des Wiederaufbaus gewählt werden. Der Ersatzbau des Hotel "Blume-Post"
ist im Bild (B 3) zu sehen.
(B 2)
(B 3)
Wesentlicher Aspekt
der beiden Aufnahmen (B2+B3) ist, dass der Komplex, wie er sich heute
zeigt, als einzelnes Gebäude in Erscheinung tritt, wobei die ehemalige
Teilung, nämlich das "Hofstättenmaß", dieses
Straßenabschnittes auf 3 Gebäuden beruhte, nicht mehr zu
erkennen ist. Die Ausformung des Ersatzgebäudes führt zu einer
Uniformität, da die Fassade nunmehr drei Grundstücksbreiten
zu gliedern hat, anstatt dass drei Grundstücke durch verschiedene
Architekten überplant und durch Sie überbaut werden. In der
Gegenüberstellung (B2 + B3) ist der Unterschied zwischen einer
Bebauung nach dem Villinger Hofstättenmaß und einer Bebauung,
die dieses Maß nicht berücksichtigt, klar zu erkennen.
Die imposante
Erscheinung der Blume-Post in einem der letzten einheitlichen Baustile
überdeckt letztendlich die Umwandlung zwischen den von der "Blume-Post"
bestehenden Grundstücksgrößen (B 4), wie man sie heute
noch in der Niederen- und Bickenstraße (B 5) ablesen kann und
dem großen Grundstücksformat, das letztlich zu dem Nachfolgegebäude
der "Blume-Post" führte.
(B 4) (B
5)
Solche Entwicklungen
bilden sich in den verschiedensten Facetten in den letzten Jahren an
zahlreichen anderen Stadtgrundstücken heraus. Die Zusammenfassung
mehrerer Grundstücke führt zu Gebäuden, die maßstäblich
nicht in den Stadtgrundriss Villingens passen. Fremde Architekturelemte,
modernistisch angehaucht, spiegeln eine fremdartige, statt eindrucksvolle
Erscheinung vor. Dachgeschossausbauten mit ihren seriell gefertigten
Dachgaupen zerstören die Ruhe der Dachlandschaft Villingens.
Jede Baumeister
bzw. Architektengeneration im Verbund mit den Bauherren hat versucht
diese Stadt zu gestalten. Renaissancegebäude stehen gleichwertig
zu spätbarocken Bauten und Jugendstilhäuser bzw. wechseln
mit Gründerzeitobjekten.
Die heutige Architekturszene
zu benennen bzw. einzureihen ist schwierig, da sich Stile erst im Rückblick
manifestieren, jedoch sind deutliche Spuren persönlicher Stilelemente
der Architekten in dieser Stadt zu erkennen. Dies sind erste Anzeichen
des neuesten Stiles, des Individualismus. Dass die Architekten sich
nicht zu einer einheitlichen Bauweise bzw. einem einheitlichen Umgang
verpflichten, ist bedauerlich, denn die mannigfaltigen Ausprägungen
der Architekturmoden schaden dem Gesamterscheinungsbild dieser einmaligen
Stadtanlage. In diesem Zusammenhang betrachte man den Straßenraum
und die begleitenden Hauswände der Brunnenstraße
(B 6 + 6.1) mit der erst vor wenigen Jahren neu gestalteten Hafnergasse
(B 7).
(B 6) (B
6.1)
(B 7)
Hat das Neue die
gleiche Seele wie das Alte? Prägt das Neue den Stadtraum im selben
Maße wie das über Jahrhunderte bestehende?
In jeder Stadt,
in jedem Dorf, ob in einer ausufernden Metropole oder in einem kleinen
Weiler im Schwarzwald , werden Gebäude abgebrochen und wieder aufgebaut.
Dies ist der Lauf der Zeit und dies muss man auch so vertreten, denn
man kann sich nicht gegen dieses Gesetz stellen. Die Frage ist nur:
Besteht ein Unterschied, ob die "Blume-Post" abgebrochen wird
oder das "Cafe-Wehrle" und welche Diskrepanz ist beim Wiederaufbau
der beiden Grundstücke zu erkennen.
Dieses Stadtbild
ist immer dann mit dem Prozess des Abbrechens und Wiederaufbauens in
Einklang gebracht worden, wenn die Grundstücksgröße
gleich groß blieb und die Höhenentwicklung der neuen Gebäude
sich an der alten Bausubstanz ausrichtete. Mit der Unzulänglichkeit
mancher Gebäude müssen wir zwar leben, jedoch bestand für
die Stadt keine wesentliche Einschränkung in ihrem Flair, wenn
das Strukturgesetz der Stadt eingehalten wurde. Durch die Höhenentwicklung
der Ersatzgebäude und der Überbauung mehrerer Grundstücke,
erhält ein Straßenraum jedoch einen gänzlich anderen
Charakter.
Die Zusammenfassung
von Grundstücken führt zu Großobjekten, die den Maßstab
der kleinteilig aufgebauten Stadtstruktur sprengen. Mehrere dieser Großobjekte
musste Villingen aufnehmen. Dies führt langfristig zu einem anderen
äußeren Erscheinungsbild. Dieses Erscheinungsbild ist an
den Gebäuden ablesbar und jedermann kann sich sein Urteil bilden.
Am einprägsamsten ist dieser Prozess an der Färberstrasse
3-9 abzulesen. Hier wird eine Wand durch aufgemalte Hausbreiten kaschiert.
Oder sollen es Hausfassaden sein?
Diese Entwicklung,
die sich in Villingen zur Zeit darstellt, hängt nach meiner Überzeugung
mit sogenannten Forschungsergebnissen zusammen, die seit rund 30 Jahren
der Fachliteratur zu entnehmen sind, dass Villingen nicht gegründet
wurde und somit auch auf keinem Plan beruhe. Vielmehr seien es zwei
Stadtanlagen gewesen, die sich zeitlich versetzt zu einer ergeben hätten.
Die Komplexität
und gleichzeitige Einfachheit der Villinger Stadtstruktur wächst
nach meiner Überzeugung nicht zu dieser Form heran. Zeitliche Unterschiede
oder Änderungen eines möglichen ursprünglichen Planes
sind nur im Rahmen der Bauzeit der Gesamtanlage denkbar, die zeitlich
eng begrenzt war.
Villingen ist
nicht eine von vielen mittelalterlichen gewachsenen Stadtstrukturen.
Sie repräsentiert die Stadtbaukunst des Mittelalters. So wie die
orthogonalen amerikanischen Stadtstrukturen von einer Stadt zur anderen
weiter gegeben wurden, so hat Villingen seine innere Struktur zahlreichen
Gründungsstädten aus dem Jahre 1000 weitergegeben, denn nur
Villingen besitzt die beiden wesentlichen gedachten Merkmale, die auch
ein Teil der Zähringerstädte ausmachen, nämlich das Straßenkreuz
und das Parallelstraßensystem. Villingen ist ein städtebaulicher
Kristall, dessen Ecken und Rundungen schon schwer in Mitleidenschaft
gezogen wurde, jedoch immer noch erkennbar sind. Eine Stadt aber, mit
der man pfleglich umgehen sollte und in der jeder, der hier plant und
baut, auch weiß, auf was er sich einläßt, denn jedes
neue Bauwerk ist ein Eingriff in eine der bedeutendsten Stadtanlagen
des Mittelalters.
Der Unterschied
zwischen einer gedachten und einer bislang postulierten gewachsenen
Stadtentwicklung für Villingen, dies will diese Arbeit aufzeigen.
Betrachte mit Verständnis das
Abwesende als genauso zuverlässig anwesend (wie das Anwesende):
denn nicht wird das Verständnis das Seiende vom Seienden abschneiden,
von seinem Zusammenhang, wie es sich gehört, weder als ein sich
überallhin gänzlich Zerstreuendes noch als ein sich Zusammenballendes.
Parmenides
Einleitung
Meine Schrift
" Die Chance des Niederen Tores" trug den Untertitel "Eine
städtebauliche Analyse an der Nahtstelle zwischen einer gedachten
und einer gewachsenen Stadtstruktur" (1).
Ich war damals
überzeugt, dass die historische Stadt Villingen eine gedachte Stadtstruktur
besitzt. Diese Stadt musste von jemandem entworfen und nach diesem Entwurf
in den wesentlichen Zügen umgesetzt und gebaut worden sein.
Durch meine Arbeit
mit diesem Thema kamen mir erste Zweifel, denn nicht unwesentliche Zeitgenossen
waren hier offensichtlich anderer Meinung bzw. es wurde so formuliert,
dass man für Villingen eine gewachsene Struktur postulierte, ihr
damit aber jegliche Einmaligkeit raubte.
Zweifel bekam
ich durch die Darstellungen von Jenisch, einem der archäologischen
Kenner der Villinger Stadtgeschichte. Jenisch schreibt in seiner Dissertation
über Villingen, dass "auf dem Hintergrund dieses durch archäologisch-historische
Untersuchungen nachgewiesenen Siedlungsablaufs ist es im Grunde müßig,
nach der Gründung Villingens zu fragen. Es wird vielmehr deutlich,
daß dieser sich über mehrere Generationen erstreckende Prozess
auf keinen einzelnen Gründer zurückzuführen ist,..."(2).
Wenn es auf keinen Gründer zurückzuführen ist, wird damit
auch gleichzeitig ausgeschlossen, dass Villingen auf einem Plan beruht
bzw. nach einem Plan gebaut wurde.
In "Menschen,
Mächte, Märkte" äußert sich Frau Monika Spicker-Beck
sich berufend auf Meckseper: "Seine Auswertung der Grabungsergebnisse
bestätigte die bis dahin noch ohne archäologische Grundlage
in den Raum gestellte Vermutung einer Mehrphasigkeit der Stadtentwicklung.
Auf der Basis des neuesten Forschungsstandes können wir die Frage
nach dem exakten Gründungsdatum der Stadt heute gelassener angehen:
sie erscheint geradezu obsolet. Nicht ein einmaliger Akt, ein richtiges
Datum, nicht eine einzelne Person, ein Gründer ist zu ermitteln,
sondern die Entstehung und Entwicklung der Stadt als ein Prozeß
von langer Dauer ist zu betrachten. (3)
Jürgen Treffeisen
aus Freiburg ist der Ansicht: "Der Grundriß einer mittelalterlichen
Stadt entsprang nicht der Idee eines Stadtgründers." Außerdem
hält er das Straßenkreuz von Villingen für eine Legende,
dahingehend, dass sich dieses Kreuz aufgrund eines Straßenmarktes
entwickelt habe. (4)
Herrmann Preiser
stellt im Jahresheft 1977 des Geschichts- und Heimatvereins Villingen
fest, daß der ehemalige Stadtarchivar als erster nachgewiesen
hat, dass die Stadt Villingen nicht in einem Zuge, sondern in zwei Etappen
erbaut worden ist, wobei die nördliche Hälfte der ältere
Stadtteil ist. (5)
Im Ortskernatlas
des Landesdenkmalamtes wird angeführt. "Wie für Freiburg,
so ist auch für Villingen, ungeachtet des überaus klaren Grundrisses
von einer längeren Ausbauzeit der Stadt auszugehen: entgegen der
von Hamm vorgehobenen Schöpfung der Grundrissfigur des Zähringerkreuzes
in Villingen hat Mekseper auf Anzeichen verwiesen, die hier eine Entwicklung
auf der Grundlage einer einfachen Marktstraße nahelegen."(6)
Mekseper schreibt:
"Die hier vorgelegten Daten stehen mit unseren stadtbaugeschichtlichen
Überlegungen nicht im Widerspruch. Denkbar wäre eine erste
Gründung der Stadt 1119, die möglicherweise zunächst
nur eine kleine, einen einfachen Straßenmarkt umschließende
Siedlung war. Diese wäre unter Berthold dem vierten zu einer größeren
Stadt ausgebaut worden, die den von uns als das geostete Richtungssystem
bezeichneten Bereich im nördlichen Teil der heutigen Stadt eingeschlossen
hätte. Der zweite große Ausbau mit dem Wohn und Wirtschaftsgassensystem
könnte zu der Zeit stehen, in der Villingen staufische Reichsstadt
war, also gleich nach 1218." Und weiter: "Neben Lokalpatriotismus
mag dabei die reizvolle Vorstellung ausschlaggebend gewesen sein, bereits
den Beginn des Zähringer Städtewesens mit einem klar ausgeprägten
Stadttyp eröffnen zu können."(7)
Ein weiterer Anlass
meine Auffassung nochmals zu überdenken, war ein Schriftwechsel
mit einem der profiliertesten und anerkanntesten Architekten und Preisrichter
in Deutschland. In einem Antwortschreiben auf meine städtebauliche
Untersuchung schreibt er. "Die Stadt hat sich natürlich auch
weiterentwickelt und hat ein Recht auf Veränderung". Hatte
die Stadt Villingen wirklich das Recht auf Veränderung und auf
Weiterentwicklung, indem eine Gesamtanlage zerstört wurde? Solche
Sätze werden nicht nur im 20. Jahrhundert formuliert, sondern sie
werden immer dann angewendet, wenn Veränderungen anstehen, wenn
die berechtigten Interessen des Neuen auf das bewahrende Alte stoßen.
Versetzen wir uns in das Jahr 1800, in dem Jahre in dem die Stadt Villingen
noch als vollkommenes Gebilde bestand: Das Niedere Tor, die den Türmen
vorgelagerten Erker, die Wallanlage, das Bachsystem, die Kornspeicher
etc.- dies alles wäre noch vorhanden. Hatte die Stadt Villingen
wirklich das Recht eine solche "Weiterentwicklung" voranzutreiben
und auf diese markanten Gebäude und städtebaulichen Elemente
zu verzichten? Solche "Entwicklungen" sind übrigens auch
heute abzulesen.
Ist es wirklich
müßig sich nach der Gründung Villingens zu fragen? Oder
obsolet, nach einem einmaligen Akt, nach einem Gründer, der diese
Stadt ins Leben rief, zu suchen. Woher kam dieser Stadtgrundriss? Aus
dem Nichts? Entwickelte sich diese Stadt aus einem Straßenmarkt,
wenn die "Alte Stadt" 1 Kilometer entfernt war und die Menschen
dort ihre Waren kaufen konnten. Gab es wirklich eine Mehrphasigkeit
von langer Dauer, die diese Stadt zu dem werden ließ, wie wir
Sie heute noch kennen. Oder ist eine solch lange Dauer und eine Mehrphasigkeit
mit der Stadtgestalt bzw.- form gänzlich unvereinbar. Hat eine
einmalige Stadt wie Villingen wirklich das Recht auf eine Veränderung,
die das Ganze nur noch teilweise erkennen läßt. Wesentliche
Teile werden der Spitzhacke geopfert und damit wird die Stadt immer
mehr ihrer Identität beraubt.
Bei einer Veranstaltung
anläßlich der Tausendjahr-Feier erläuterte ein bundesweit
bekannter Stadtplaner Zähringerstädte, unter anderem auch
Villingen. Die Diskussion zwischen dem vortragenden Stadtplaner und
den anwesenden Archäologen und Denkmalpflegern gab Anlass zum Nachdenken,
denn gerade hier kam die Diskrepanz zwischen den Anhängern der
gewachsenen und der gedachten Stadtstruktur sehr deutlich zum Ausdruck.
Der Erste, der
Villingen als Planstadt beschrieben hat, war Ernst Hamm aus Freiburg,
ein Architekt. Er führte den Stadtgrundriss Villingens auf einen
idealisierten Plan zurück. Er stellte die baulichen Merkmale wie
Hauptstraßenkreuz, Hofstätteneinteilung, Traufstellung der
Häuser, Marktlage etc. zusammen, die als zähringertypisch
anzusehen und auf römischen Ursprung zurückzuführen sind
(B 8).
(B 8)
Im Buch "Die
Entdeckung der mittelalterlichen Stadtplanung" (8) wird eine Möglichkeit
vorgestellt, wie man Villingen geplant haben könnte. Dabei wird
eine Standardkonstruktion vorgestellt : Den "Campus Initialis".
Die Verfasser versuchen auf 15 Zeichnungen nachzuweisen, dass der Grundriss
Villingens, so wie er heute existiert, also einschließlich seiner
Eigentümlichkeiten, geplant ist.
Zur Planung bzw.
Absteckung des Stadtgrundrisses wählte der damalige Planer laut
Ansicht der Verfasser des obigen Buches eine Diagonale, die mittels
der Thaleskonstruktion zu einem Rechteck konstruiert wird. Das Rechteck
bildet den sogenannten"Campus Initialis", so die Verfasser.
(B 9)
(B
9)
Betrachten wir
den "Campus Initialis" und dessen Diagonalenmittelpunkt, so
fällt auf , dass er sich zum Grundriss der Stadt asymmetrisch verhält.
Die Niederestrasse liegt nicht auf dem Mittelpunkt des Rechteckes. Die
Rietstrasse- Bickenstrasse ist schiefwinklig zur kürzeren Seite
des "Campus Initialis".
Daraus ergeben
sich folgende Fragen: Hat man in der damaligen Zeit wirklich asymmetrisch
geplant? Wurde die Schiefwinkligkeit in der Nordstadt geplant? Ist damit
die Dekonstruktion schon im Jahr 1000 vorweggenommen?
Die Vorgehensweisen
durch Ernst Hamm (Idealplan) und durch die Verfasser des Buches "Die
Entdeckung der mittelalterlichen Stadtplanung" (Campus Initialis)
hinsichtlich des planerischen Nachweises lassen sich vereinfacht darstellen,
indem man aus der Vergangenheit zur Gegenwart schaut. Jeder wählt
einen Anfang, z.B. eine Vermessungsdiagonale oder einen Idealplan, die
der Planer aus der Vergangenheit benutzt haben soll, und möchte
anhand dieser Anfangsbedingung diese Stadtstruktur mittels diversen
Überlegungen beweisen.
Die von mir gewählte
Vorgehensweise ist eine andere. Ich hatte die Idee, dass sich die um
Villingen bestehenden Ortschaften mit Villingen baulich entwickelt haben
und dass sich daraus Gesetzmäßigkeiten ableiten ließen,
mit denen man eventuell beweisen konnte, ob Villingen eine geplante
oder gewachsene Stadtstruktur besitzt. Gerade die Anfangsbedingungen
und die dadurch sich zeigenden strukturellen Ergebnisse sollten dabei
von besonderer Bedeutung sein. Die von mir gewählte Vorgehensweise
zu einem Beweis für die Stadtstruktur ist, dass ich die Ortschaften,
die nachweislich in einer Urkunde von 817 erwähnt sind, in ihrer
stadtstrukturellen Entwicklung von 817 bis ins Jahr 2001 miteinander
verglichen habe. Die sich ergebenden Stadt- Dorfgeometrien werden dann
mit den Geometrien nachweislich geplanter Städte gegenübergestellt.
Zum Schluss wird versucht Villingen einer der beiden Stadtstrukturen
zuzuordnen. Ob ein mathematisch- geometrischer Beweis oder nur eine
Wahrscheinlichkeit die Bauform Villingens erklärt, dies wird am
Ende der Schrift aufgezeigt. Die Stadtstrukturen in der Gegenwart zu
untersuchen, halte ich für glaubwürdiger für die Städte,
aus denen keine Gründungsaktunterlagen oder keine Zeichnungen vorhanden
sind, und zwar nur aufgrund ihrer baulichen Entwicklung.
Die Untersuchung
der Stadtstruktur in der Gegenwart mit gleichzeitigem Wissen, dass die
miteinander verglichenen Stadtstrukturen gleich alt sind und sich strukturell
aus der gleichen Zeit entwickelt haben, hat eine, nach meiner Auffassung,
hohe Beweiskraft, ob es sich bei Villingen um eine gedachte oder geplante
Stadtstruktur handelt.
Der Umgang mit
dem Recht der Veränderung und der Weiterentwicklung ist in einer
gewachsenen Struktur sicherlich einfacher (Paris-Haussmann) wie in einer
gedachten Struktur, insbesondere dann, wenn es sich um einmalige Ereignisse
und damit verbunden, um eine einmalige Stadtanlage handelt, die es wieder
herzustellen und zu bewahren gilt.
Die bauliche Entwicklung
der letzten Jahre und Jahrzehnte in der Villinger Innenstadt, aber auch
der planerische Umgang mit diesem Erbe haben mich veranlaßt, darüber
nachzudenken. Die Flächensanierung im zentralen Quartier der Villinger
Innenstadt (Rietstraße 5) vergleichbar mit den Flächensanierungen
der 60-er und 70-er Jahre waren für mich der letzte Anstoß.
Ein letztendlicher
Beweis für die ursprüngliche Villinger Stadtgestalt wäre
nur dann möglich, wenn die Gesamtanlage abgerissen wird, um die
ursprüngliche Bausubstanz analysieren zu können. So ist zu
erklären, dass in den letzten Jahren erhaltenswerte Gebäude
abgebrochen wurden. Alte Gebäude sind der Spitzhacke preisgegeben
worden, ohne zu wissen, welche neuen Gebäude im qualitativen Vergleich
zu sanierten alten Gebäude entstehen.
Die Form
eines jeden Teiles von Materie, ob lebend oder tot, und die Formänderungen,
die durch seine Bewegungen und sein Wachstum in Erscheinung treten,
kann also in allen Fällen gleichermaßen als Einwirkung von
Kraft bezeichnet werden.
D`Àrcy Thompson
Wachstum
Wachstum ist mannigfaltig
auf dieser Welt und überall sehen wir dieses Wachstum anhand von
Formen und Strukturen. Ein Mensch wird gezeugt, geboren wird zum Kind
und Jugendlichen, zum Erwachsenen, bis er als Greis/in stirbt. So ist
der Kreislauf der Natur, ob im Menschen -, Tier - oder Pflanzenreich.
In jeder zeitlichen Phase des Wachstums ergeben sich andere Formen und
Strukturen. Der Mensch lebt im Schnitt 75 Jahre und durchläuft
verschiedene Formphasen, bis er letztendlich in den mysteriösen
Kreislauf übergeht. Diese Formänderungen kann man gut an sich
selbst beobachten. Die Formänderung im Alltag ist uns jedoch nicht
so bewusst. Wenn diese Formänderung uns mit unserem Alter nicht
alltäglich bewusst ist, wie wirkt dann eine Formänderung innerhalb
einer Stadt auf uns, da sie ja eine viel längere Lebensdauer besitzt.
Die Gesetze der
Physik und der Evolution weisen auf einen Anfang, an dem die Vielfalt
der Formen und Strukturen begannen. Die Physiker sind mit ihren Berechnungen
noch
10 hoch -43 Sekunden vom Beginn des Universums entfernt. Ob an diesem
Punkt, dem Urknall, etwas gedacht wurde oder ob alles sich aus sich
heraus entwickelte, ist noch umstritten. Und doch beruhen die Menschen-
Tier- und Pflanzenformen (B 10) auf einem Plan, einem Gesetz, das sich
immer wiederholt, mit äußerst kleinen Varianten, die evolutionär
wirken.
(B 10)
Auch eine Stadt
hat einen Anfang. Beginnt dieser Anfang mit einem Plan nachdem diese
Stadt Zug um Zug gebaut wird, oder beginnt diese Stadt mit einem Haus,
zu dem sich immer weitere Häuser über einen langen Zeitraum
hinzufügen.
Wie nahe man an
den Beginn einer Stadtstruktur, also dem Zeitpunkt des Planungsaktes
etc., hinführen muss ist nach meiner Auffassung unerheblich. Es
gilt zu unterscheiden, ob etwas durch Menschen gedacht und entworfen
und vor allen Dingen danach gebaut wurde und sich über 1000 Jahre
in den wesentlichen Zügen erhalten hat, oder ob sich etwas baulich
ergeben hat im Laufe der Jahrhunderte. Es geht nicht um den zeitlichen
Beginn, sondern um den Anfang, die Anfangsbedingungen des Beginns einer
Stadtentwicklung. Wie die Stadt sich formt und strukturiert, was für
Wege, Straßen und Räume sich bilden, ist von Bedeutung. Gibt
es auch in den gewachsenen Stadtstrukturen Gesetzmäßigkeiten,
die es zu entdecken gilt und die auf Unterschiede einer gedachten und
gewachsenen Stadtstruktur hinweisen. Die Verfasser der <Entdeckung
der Mittelalterlichen Stadtplanung> sind der Auffassung, dass "
das Grundrissbild der gewachsenen Stadt keinerlei geometrische Strukturen
zeigt."
Eine der Freuden des Lebens
ist die Entdeckung und Wiederentdeckung von Zeichen der Schönheit
in der Natur. Wenn man beispielsweise einen Kohlkopf aufschneidet oder
eine Orange, die Formen von Muscheln oder die Flügel von Schmetterlingen
betrachtet, werden diese Muster offenbar. Nicht allein wegen ihrer Schönheit
sind diese Bilder anziehend, sondern auch weil sie die Vorstellung von
einer Ordnung hervorrufen. Welche Bedeutung hat das Dasein einer solchen
Ordnung.....?
György Doczi
Gewachsene Stadtstrukturen
So wie ein Backstein
zum Anderen zu einer Wand und letztendlich zu einem Haus führen,
so stellt sich ein Haus zum Anderen und führt zu einem kleinen
Ortsetter, hin zu einem kleinen Dorf oder einer Stadt. Der Entwicklungsprozess
ist unterschiedlich in seiner zeitlichen Ausprägung. Die Struktur
dieses Dorfes oder dieser Stadt ergibt sich. Gibt es für solche
Stadtstrukturen auch Gesetzmäßigkeiten?
Die überwiegende
Zahl unserer Dörfer und Städte sind gewachsene Strukturen.
Dies kann man betrachten anhand einer topografischen Karte. Diese gewachsenen
Strukturen haben Gesetzmäßigkeiten, die auch wissenschaftlich
(9) untersucht wurden und die man als Minimalnetze (B 11) bezeichnet.
(B
11)
Ein schöner
Vergleich aus dem Alltag sind mehrere aneinanderklebende Seifenblasen,
z.B. Badeschaum, die in ihrer zweidimensionalen Ränderdarstellung
diese Minimalnetze darstellen. Innerhalb dieser Netze bilden sich Knoten,
deren Linien in einem Winkel von rund 120 Grad aufeinander stehen. Überall
dort in den Dörfern und Städten, in denen wir solche 3-Wege-Knoten
entdecken, können wir auf gewachsene Stadtstrukturen schließen.
In ihrer eindeutigen Ausprägung sind diese städtischen Wachstumsformen
selten vorhanden, da sie in erster Linie durch Randbedingungen überlagert
werden die der reinen städtischen Wachstumsform entgegenstehen.
Hierbei spielt die Topographie eine wesentliche Rolle.
Wesentliches Merkmal
ist wie oben geschildert der 3- Wege- Knoten. Diese Art von städtebaulicher
Entwicklungsstruktur nennt man gewachsen, überprüfbar an einer
topografischen Karte. In vielen Dörfern ist eine solche gewachsene
Struktur zu finden. Dorfchroniken und darin enthaltene alte Stadtpläne
zeigen wie in einem Zeitraffer auf, wie sich dieses Dorf entwickelt
hat und gegebenenfalls zu einer Stadt wurde.
Da sich gewachsene
Stadtstrukturen in erster Linie aus Minimalnetzen entwickeln, die wiederum
auf dem Dreiwegeknoten zurückzuführen sind, ist man geneigt,
diese als Nichtgeometrisch zu behandeln und diese Form des sich bildenden
Wegenetzes als nicht rational anzusehen. Die Chaostheorie hat jedoch
aufgezeigt, dass Bifurkationsdiagramme (B 12) Ähnlichkeiten mit
diesen gewachsenen Wegenetzen darstellen. Das Gleiche gilt für
die Kochkurve mit der man die Randbereiche einer solchen gewachsenen
Stadtstruktur vergleichen kann.
(B 12) (B
13)
Ein physikalisches
Beispiel der Chaostheorie wäre eine brennende Zigarette (B 13).
Hält man eine brennende Zigarette vor sich und beobachtet den aufsteigenden
Rauch, so erkennt man zwei Formen des Rauches. Ein gerader Rauchstrom,
der von der Glut aufsteigt, je nach äußerem Einfluß
sich hin- und herbewegt und plötzlich abreißt und sich kräuselnd
auflöst. Genau dieser Übergang von einem einigermaßen
geordnetem Verhalten in ein chaotisches, irrationales Verhalten ist
mit Grundlage der Chaosforschung. Die Energieminderung ist für
dieses chaotische Verhalten wahrscheinlich mitverantwortlich. Trifft
dies auch für gewachsene Stadtstrukturen zu? Je weniger Energie,
je weniger Einsatz, je weniger Planungsinhalt etc. führt dies zu
gewachsenen, chaotischen Stadtstrukturen. Wählt die wachsende Stadt
wie beim Gesetz der Entropie den Zustand größerer Unordnung,
nämlich den einfachsten Weg. Führt mangelnde menschliche Energie
und damit Aufwand und Geld bzw. Einsatz für ein ordnendes Stadtgefüge
zu diesen gewachsenen Stadtstrukturen, weil Ordnung immer ein gewisses
Maß an Energie verlangt.
Es gibt ein schönes
Zitat, das die Entwicklung einer gewachsenen Struktur, aber auch, vielleicht
noch deutlicher, einer gedachten Stadtstruktur beschreibt. " Auf
den Karten sehen wir mannigfach Grenzen, weil Herrschaften eben auf
Grenzen bedacht sind. Aber den Untertanen waren immer schon die Wege
wichtiger, die zueinander führten." (G. Gebauer). Wenn wir
uns die Stadtgrundrisse der beiden Teilstädte Villingen und Schwenningen
betrachten und darüber nachdenken, ob es Unterschiede in den Wege-
und Grenzstrukturen gibt, dann erkennen wir, wo geherrscht und anfangs
gedacht wurde.
In der Urkunde
des Kaiser Ludwig I. von 817 wird Villingen erstmals genannt. Mit dieser
Urkunde übertrug der Kaiser Zins-, Tribut- und sonstigen Einnahmen
aus 47 Hofgütern (Mansen), die bisher 7 Grafen zustanden, dem Kloster
St. Gallen.
Nach Auffassung
der Villinger Geschichtsschreibung handelt es sich bei Villingen von
817 um das Villingen, welches beim heutigen Friedhof als "Alt-Villingen"
in den Geschichtsbüchern beschrieben und in alten Karten und Plänen
vermerkt wird. Welche Stadt- Dorfstruktur dieses "Alt- Villingen"
besaß, wissen wir heute nicht mehr, da nur noch Teile der Altstadtkirche
vorhanden sind.
Die Tatsache jedoch,
dass das "Alt- Villingen" nicht mehr vorhanden ist und ein
anderes Villingen gebaut wurde, ist zur Gegenüberstellung der verschiedenen
Stadtstrukturen bedeutend. "Alt-Villingen" ist in diesem Zusammenhang
insofern interessant, weil es diesen Ort nicht mehr gibt. Dafür
gibt es jedoch noch alle die Ortschaften und Dörfer, die in der
Urkunde von 817 mit Villingen zusammen genannt werden.
Die Orte heißen:
Hondingen, Klengen, Bissingen, Schörzingen, Schwenningen, Weilersbach,
Tuningen, Nordstetten, Pfohren, Spaichingen, Tannheim, Thalhausen, Heimbach,
Buchheim, Stetten, Markdorf, Fischbach, Kluftern, Hütwilen, Kesswil,
Landschlacht, Zihlschlacht, Ifwil und Tänikon.
Da keine Pläne
aus dem Jahr 817 bekannt sind, müssen wir aufzeigen, wie sich diese
Orte strukturell entwickelt haben. Anhand dieser Entwicklungsformen
und Strukturen sind dann in einem Verhältnis von 1/24 Sicherheiten
abzuleiten, zwischen den untersuchten strukturellen Entwicklungen der
Ortschaften und der heutigen Stadtstruktur von Villingen. Diese 24 Ortschaften
haben sich mit Villingen entwickelt und um das Jahr 1000 wurde "Alt-
Villingen" aufgegeben. Ob das uns heute bekannte Villingen eine
andere Entwicklungsstruktur besitzt wie die 24 untersuchten Ortschaften,
will diese Schrift aufzeigen. Zur Untersuchung dieser Stadtund Dorfstrukturen
dient in erster Linie das Wege- und Straßennetz und die äußere
Form, welche sich über die Jahrhunderte entwickelt hat bzw. konstant
blieb. Würden wir die Orte und Dörfer, oder die Städte
in der Größe Villingens in ganz Deutschland untersuchen,
so wäre ein aussagekräftigeres Ergebnis zwischen den unterschiedlichen
Strukturen besser sichtbar als im Verhältnis von 1/24. Doch reicht
ein Vergleich gerade deshalb, weil Villingen nachweislich mit diesen
Ortschaften im Jahre 817 genannt wurde und sich mit ihnen bis heute
städtebaulich entwickelt hat.
Bei den nachfolgenden
Strukturskizzen bedeutet die Farbe Grün, der Umriss der Anlage,
die Farbe Blau die Hauptstrasse (n) und Orange das Nebenstrassensystem.
Hondingen
Wo die Manse (Hofgut)
des Weifari zu Hondingen (B14) in der gezeigten Skizze, von 817 sich
befand, läßt sich heute nicht mehr sagen. Es ist jedoch sicher,
daß es ein solches Hofgut gab, welches diesem Weifari gehörte
und welches gleichzeitig mit Ausgangspunkt war, für die bauliche
Entwicklung Hondingens. Die Unwissenheit wieviele Gebäude Hondingen
im Jahr 817 besaß gilt ebenso für die folgenden Orte die
beschrieben werden. Hierbei ist nicht wichtig wieviele Gebäude
um das Jahr 817 Hondingen und die nachfolgenden Orte besaß, sondern
zu welcher Form sich dieser Ort entwickelt haben.
(B
14)
Hondingen hat
sich bis heute zum Straßendorf entwickelt. Die Hauptstraße
ist leicht zur Nord-Südachse geneigt und beidseitig bebaut. Auf
der westlichen Seite dieser Hauptstraße sind zwei halbkreisförmige
Wege die an die Hauptstraße anschließen und ebenfalls beidseitig
bebaut sind. Die Bebauung kann man nachzusehen auf einer topografischen
Karte. Auf der Ostseite der Hauptstraße schließt ein Y-förmiges
Wegesystem an die Hauptstraße an und an die Verbindung der halbkreisförmigen
Wege gegenüber und bildet damit eine Kreuzung. Auf der östlichen
Seite befindet sich die Kirche. Auch südlich kreuzt eine Straße
die Hauptstraße. Allerdings ist sie nur auf der westlichen Seite
bebaut. Die gesamte Bebauung ist dadurch geprägt, daß die
Häuser mit Abstand zum Nachbarn gebaut wurden.
Klengen
Sicherlich gilt
auch für Klengen (B15), daß die Manse von 817 nicht mehr
feststellbar ist, übrigens auch für die nachfolgenden untersuchten
Orte.
(B
15)
Klengen hat sich
weitaus stärker entwickelt, als Hondingen. Die Entwicklung war
sicherlich begrenzt durch die westlich gelegene Bahnlinie, was dazu
führte, daß der Osten von Klengen stärker bebaut wurde.
Die Kirche liegt an der Landstraße die leicht geneigt ist zur
Nord-Südachse. Das Wegenetz weist unterschiedlichen Charakter auf.
Westlich zur Haupt- bzw. Landstraße befinden sich drei Straßen
die sich parallel zu ihr entwickeln. Desweiteren zeigen sich Stichstraßen
die rechtwinklig zur Landstraße anschließen. Östlich
der Hauptstraße ist der Ort gekennzeichnet durch meist gekrümmte
Straßen. Auch in Klengen ist die Bebauung durch "Lücke"
fixiert.
Die äussere
Form ist ebenfalls wie in Hondingen als amorphe Form gekennzeichnet.
Die Bahnlinie wirkt als gerade Begrenzung. Nach Osten sind die topographischen
Gegebenheiten in den Dorfstraßen sichtbar.
Bissingen
Bissingen (B 16)
ist heute als Straßendorf ablesbar. Beidseitig der gekrümmten
Hauptdurchgangsstraße sind die Gebäude aufgereiht. Wie bei
den meisten gezeigten Dorfstrukturen bildet die Kirche als zentrale
Versammlungsstätte, die ehemalige Ortsmitte.
(B 16)
Das Dorf hat
sich sicherlich vom ehemaligen kleinen Haufendorf (rechts der jetzigen
Durchgangsstraße) zum jetzigen Straßendorf entwickelt. Die
Hauptstraße ist leicht gegenläufig gekrümmt. Im Nebenstraßensystem
ist keine Ordnung zu erkennen. Die äußere Form ist wie bei
den vorigen Untersuchungen als amorphe Struktur zu erkennen.
Schörzingen
In Schörzingen
(B 17) kann man sehr gut den 3- Wegeknoten sehen, der das gekrümmte
Hauptstraßensystem bildet. Im Nebenstraßensystem ist ebenfalls
kein Ordnungssystem.
(B 17)
Die Kirche liegt
ein wenig abseits von der Hauptstrasse. Der die 3- Wegeknoten bildenden
Straßen von Schörzingen sind leicht gekrümmt. Schörzingens
Außenbegrenzung ist ebenfalls als amorphe Struktur anzusehen.
Weilersbach
Weilersbach (B
18) hat sich zum Haufendorf entwickelt. Die Kirche befindet sich am
Dorfrand an einem 3-Wegeknoten. Die gekrümmten vorhandenen Hauptstraßen
bilden Verzweigungen.
(B 18)
Das Nebenstraßensystem
ist im östlichen Teil von Weilersbach ausgebreitet. Die äußere
Form von Weilersbach ist wie die vorgegangen Formen als amorph zu bezeichnen.
Tuningen
Auch in Tuningen
(B 19) haben sich zwei sehr deutlich erkennbare Drei- Wege- Knoten gebildet.
Die Dorfkirche steht in unmittelbarer Nähe der östlichen Wegezusammenführung.
(B 19)
Das Hauptstraßensystem
ist durch Knicke gekennzeichnet. Auch in Tuningen richtet sich das Nebenstraßensytem
an der jeweiligen Hauptraße aus. Insgesamt ist Tuningen als Haufendorf
zu erkennen. Auch die äußere Form Tuningens ist amorph.
Nordstetten
Nordstetten (B
20) hat sich wahrscheinlich nicht wesentlich weiter entwickelt, als
wie es sich um das Jahr 817 darstellte. Eine Bebauungstypologie ist
nicht erkennbar.
(B 20)
Der Weiler Nordstetten
wurde sicherlich durch die Nähe zum ehemaligen "Alt-Villingen"
und später zum historischen Villingen in seiner Entwicklung gehemmt.
Die Hauptstraßen erinnern an einen 3- Wegeknoten. Das Nebenstraßensystem
ist nicht vorhanden. Auch Nordstetten, obwohl es sehr klein ist, besitzt
eine amorphe äußere Form
Pfohren
Eigenartigerweise
sind die Kirchen bei diesen kleinen Dorfstrukturen immer etwas am Rande,
so auch in Pfohren (B 21). Wieder erkennt man eine Wegehierarchie mit
den vielfältigsten Beziehungen einschließlich einer aus neuerer
Zeit stammenden Umgehungsstraße.
(B 21)
Bei der Kirche
oder umgekehrt liegt der 3- Wegeknoten. Auch in Pfohren sind die Hauptstraßen
gekrümmt. Durch die stärkere Krümmung der Hauptstraße
kann sich das Nebenstraßensystem nicht anpassen und sucht eine
eigene Form. Ebenfalls ist auch bei Pfohren die äußere Form
amorph.
Spaichingen
Spaichingen (B
22) ist eine Kleinstadt. Der 3-Wege- Knoten befindet sich wieder nahe
der Kirche. In Spaichingen sind neben dem Hauptstraßensystem (Bildung
des Dreiwegeknoten) zwei weitere Nebenstraßensysteme.
(B 22)
Man kann in größeren
Strukturen die einzelnen Phasen der Stadtbebauung gut ablesen. Der Unterschied
zwischen Produktion (Industrie) und Wohnen ist ebenfalls gut erkennbar.
Die äußere Gestalt ist ebenfalls amorph.
Tannheim
Tannheim (B 23)
stellt einen Sonderfall des 3- Wege- Knotens dar und zwar dadurch, dass
der eigentliche Knotenpunkt ein Wegedreieck ist. Ansonsten ist Tannheim
ebenfalls als Straßendorf gekennzeichnet. Die äußere
Form ist amorph.
(B 23)
Thalhausen
Thalhausen (B
24) ist sicherlich die kleinste Ansammlung von Gebäuden der untersuchten
Ortschaften. Es besteht in erster Linie nur aus Wegen, wobei sich auch
hier ein 3- Wege- Knoten gebildet hat.
(B 24)
Heimbach
Die Hauptstraße
von Heimbach (B 25) knickt mitten im Dorf. Der eigentliche Dorfkern
liegt nördlich dieser abknickenden Straße. Im Nebenstraßensystem
ist ein 3- Wegeknoten erkennbar. Die äußere Form ist durch
mehrere Ausbuchtungen gekennzeichnet.
(B 25)
Buchheim
Buchheim (B 26)
hat sich zum Haufendorf entwickelt. In Buchheim hat sich eine Straßenkreuz
entwickelt deren Straßen jedoch nicht senkrecht aufeinander stehen
und die gekrümmt sind.
(B 26)
Das Nebenstraßensystem
ist geometrisch losgelöst von den beiden Hauptstraßen. Zwischen
der Bebauung haben sich Freiräume erhalten. Die Umrisslinie folgt
den Ausbuchtungen der sich entwickelten Bebauung.
Stetten
Die überörtliche
Straße teilt das Dorf in unterschiedlich große Bereiche.
Das Nebenstraßensystem im südöstlichen Teil von Stetten
(B 27) läßt eine gewisse Rechtwinkligkeit erkennen. Stetten
hat sich zum Haufendorf entwickelt. Auch in Stetten folgt die Umrisslinie
einer amorphen Form.
(B 27)
Markdorf
Markdorf (B 28)
hat sich zur Kleinstadt entwickelt. Im Zentrum bei der Kirche ist ein
kleiner
3-Wegeknoten erhalten. Die Straßenhierarchie ist deutlich ablesbar.
Die Hauptstraßen folgen weitgehend gekrümmten Linien. Nur
wenige Nebenstraßen sind geradlinig. Die äußere Form
von Markdorf ist amorph.
(B 28)
Fischbach
Fischbach (B 29)
ist in seiner Ausdehnung recht bescheiden geblieben. Das Straßendorf
entwickelt sich entlang eines 3- Wegeknotens, an der auch die Kirche
liegt. Die Bebauung ist auf Lücke ablesbar. Eine amorphe Form kennzeichnet
auch die äußere Umrisslinie von Fischbach.
(B 29)
Kluftern
In Kluftern (B
30) zeigt sich eine Durchgangsstraße, deren Nebenstraßen
von der Hauptstraße verzweigt abgehen. Die äußere amorphe
Form ist klar erkennbar, auch bei der kleinen Größe von Kluftern.
(B 30)
Hütwilen
In Hütwilen
(B 31) verläuft die Hauptstraße diagonal durch die Ortschaft.
Die Straße ist leicht gekrümmt. Das Nebenstraßensystem
ist gekennzeichnet durch eine vorwiegend gebogene Linienführung.
Auch hier ist die äußere Form amorph.
(B 31)
Kesswil
In Kesswil (B
32) sind ein Dreieck und ein Parallelogramm im Straßensystem zu
erkennen. Die Hauptstraßen sind vorwiegend gekrümmt. Auch
die Bebauung ist als offen zu bezeichnen, wie dies in den vorigen Orten
ebenfalls der Fall war. Auch in Keeswil ist die äußere Gestalt
amorph.
(B 32)
Landschlacht
Landschlacht (B
33) ist ein kleines Haufendorf, in dem sich ebenfalls ein 3-Wegeknoten
entwickelt hat. Das Nebenstraßensystem ist aus einer Straße
gebildet. Die amorphe Form ist auch bei diesem kleinen Dorf zu erkennen.
(B 33)
Zihlschlacht
In Zihlschlacht
(B 34) ist eine Straßenkreuzung wahrnehmbar, wobei die beiden
das Kreuz bildenden Straßen gekrümmt sind. Die Nebenstraßen
schließen an die Hauptstrassen an, so dass sich ein Verzweigungsmuster
zeigt. Die Bebauung folgt den Krümmungen. Die äußere
Gestalt ist ebenso amorph wie bei den vorhergehenden Orte.
(B 34)
Ifwil
Ifwil (B 35) hat
sich zu einem kleinen Straßendorf entwickelt.
(B 35)
Tänikon
Tänikon (B
36) hat sich ebenfalls zu einem kleinen Straßendorf ausgebildet.
(B 36)
Schwenningen
Schwenningen (B
37) bei Beuron im Donautal, aber auch der Stadtteil Schwenningen der
Großen Kreisstadt Villingen-Schwenningen, reklamieren jeweils
für sich, daß sie in der o.g. Urkunde von 817 genannt sind.
Schwenningen bei Beuron hat als Haufendorf eine ähnliche Struktur
wie die bisher vorgestellten Dörfer.
(B 37)
Der Stadtteil
Schwenningen der Großen Kreisstadt ist deshalb von Bedeutung,
da er mit dem Stadtteil Villingen hinsichtlich seiner heutigen Größe
in etwa vergleichbar ist und er sich zeitgleich entwickelt hat. Gerade
in größeren Städten ist eine Betrachtung hinsichtlich
eines zeitlich begrenzten Ordnungssystems bedeutsam. Die Straßenbreiten
und die Baublockgröße bzw. Formen lassen entsprechende Hierarchien
erkennen. Die Form des Baublockes geben uns Auskunft darüber, wie
lange ein Grundgedanke einer städtebaulichen Formidee in der Realisierung
angehalten hat bzw. umgesetzt wurde. In Schwenningen ist eine einfache
auf dem klarsten geometrischen Element, nämlich dem Quadrat aufbauende
Baustruktur (Gelb) zu erkennen. Südlich der Sturmbühlstrasse
hat sich eine solche Struktur klar ausgeprägt.
Auf einem Plan des Oberamtes Tuttlingen aus dem Jahre 1838 ist diese
quadratische Struktur mit 5 Baublöcken vorgegeben. Immer dort,
wo wir euklidsche geometrische Elemente erkennen, in der Regel bis zum
Jahr 1900, kann man davon ausgehen, dass diese Strukturen geplant und
gedacht sind und damit entworfen wurde.
Das Hauptstraßensystem ist durch Verzweigungsnetze (Y) geprägt,
wobei auch 3- Wege-knoten vorhanden sind. Die außerhalb des ehemaligen
Dorfkernes gelegenen Nebenstraßen richten sich an den Richtungen
der ihnen angrenzenden Hauptstrassen aus. Gut zu sehen ist dies bei
der oben genannten Sturmbühlstraße und der Neckarstraße.
Aber auch die Abknickung der Alleenstraße zur Salinenstraße
zeigt, wie das Nebenstraßensystem die Richtungen der zueinander
abbiegenden Hauptstraßen aufnimmt.
Auch der Umriss
Schwenningens nimmt eine amorphe Form an.
Villingen
Villingens bauliche
Entwicklung (B 38) ist ebenso wie die vorgenannten Dörfer und Städte
gewachsen. In der Mitte der Gesamtbebauung ist ein kleines Oval mit
einbeschriebenem Straßenkreuz (Gelb) zu erkennen, das in seiner
äußeren Erscheinung klar in Erscheinung tritt und sich damit
von der umgebenden und gewachsenen Bebauung abgrenzt und loslöst.
(B 38)
Eingebunden wird
dieses Oval in das übrige Stadtsystem nur durch 3 Hauptstraßen.
Im südlichen Bereich übernimmt diese Aufgabe eine Nebenstraße
(Färberstraße- Warenburgstraße).
Das Straßensystem im Oval ist, aufbauend auf einem Straßenkreuz,
gegliedert.
Ausserhalb des Ovals sind ähnliche Verzweigungssysteme zu erkennen
wie bei den vorgenannten Orten. In Villingen sind die einzelnen Baugebiete
sehr gut sichtbar.
Auch Villingens
jetzige äußere Form ist amorph. Die Kernstadt jedoch bildet
ein Oval mit einem einbeschriebenen Straßenkreuz
Zusammenfassung
Gemeinsam mit
Villingen haben sich diese 24 Orte vom Jahre 817 aus entwickelt. Wir
könnten noch einige Tausend Ortschaften untersuchen und würden
sicherlich zu gleichen Merkmalen gelangen, wie wir sie in den 24 Ortschaften
aufgezeigt haben. Von der Größe Nordstettens bis zur Größe
Schwenningens sind ähnliche Elemente in diesen gewachsenen Strukturen
erkennbar. Die Ausgangsgröße ist nicht bekannt und für
eine gewachsene Form auch nicht entscheidend. Die äußere
Ausformung nimmt immer eine amorphe Figur an. Das innere Nebenstraßensystem
zeigt die unterschiedlichen Facetten der Verzweigungssysteme. In fast
allen Ortschaften sind deutliche 3- Wegeknoten zu erkennen die ein wesentliches
Merkmal einer gewachsenen Stadt- bzw. einer Dorfstruktur sind. Desweiteren
sind die Straßen die den 3- Wegeknoten bilden in aller Regel gekrümmt.
Eine gewachsene
Stadtstruktur ist somit an fünf wesentlichen Erkennungsmerkmalen
zu identifizieren.
· Der 3-
Wegeknoten der in der Nähe der Kirche liegt und als übergeordnetes
gewachsenes Erkennungszeichen gilt.
· Gekrümmte Hauptstraßen die auch den 3-Wegeknoten
bilden
· Ein Nebenstrassennetz welches als Verzweigungssystem ( z.B.
Bifurkationsdiagramm) anzusehen ist.
· Das Nebenstraßensystem hat zum Hauptstraßensystem
keine geometrische orthogonalen Bezüge.
· Die äußere amorphe Form.
Sicherlich sind
bei nicht allen Ortschaften alle 5 Merkmale vorhanden, sondern vielmehr
ist das eine oder andere Merkmal mehr oder weniger stark ausgeprägt
oder fehlt ganz.
E= mc²
Einstein
Gedacht
Wenn es ums Denken
geht, assoziierten wir in der westlichen Welt sofort die Namen Aristoteles,
Platon, Epikur, Pythagoras, Kant etc. etc. Dieses hat sich gewandelt,
denn die Naturwissenschaften haben den Philosophen den Rang abgelaufen.
Glaubt man den Umfragen wer der größte Denker des 20. Jahrhunderts
sei, so wird der Physiker Albert Einstein mit weitem Vorsprung genannt.
Durch seine Vorhersagen folgen die bisherigen geraden Lichstrahlen nun
dem aufgrund der Masse gekrümmten Raum. Raum und Zeit bilden nicht
mehr die absoluten Größen, sondern sind über die Geschwindigkeit
miteinander verbunden. Eine Uhr auf dem Mount Everest tickt schneller
als bei uns in Villingen. Die Formel E=mc² steht für die Atombombe
und für die friedliche Nutzung der Kernkraft.
Die Pythagoräer
spalteten sich auf in die Mathematiker und die Akousmatiker, weil die
Akousmatiker die irrationale Zahl der Wurzel 2 nicht akzeptierten.
Während Mozart
seine Werke aus dem Bewußtsein aufs Papier bringt und unverändert
läßt, arbeitet Beethoven seine Werke in mehreren Jahren in
verschiedensten Varianten harmonisch und melodisch aus.
Die Philosophie
der Griechen prägt bis heute und wird immer unser Denken beeinflussen.
Pythagoras` Lehrsatz (anscheinend ägyptischer Ursprung) wird im
Schulunterricht bzw. wurde auch in den vergangenen Jahrhunderten gelehrt.
Seine musikalischen Kenntnisse und Vorgaben sind heute weniger bekannt,
haben aber die musikalische Entwicklung bis Mersenne (pythagoräisch-temperiert)
geprägt.
Platons Ideenwelt
regt zum Denken an. Bei den Goldenen Versen des Pythagoras wird man
nachdenklich.
Die Bergpredigt
sollte Vorbild der christlichen Welt sein.
Ein Musikwerk
gehorcht gewissen Gesetzen. Rhythmik, Melodik, Harmonik bzw. welchem
System die Töne gehorchen sollen.
Sowie das ägyptische
Seil mit 12 Knoten mit gleichem Abstand den pythagoräischen Lehrsatz
repräsentierte und man damit die Feldgrößen für
einen gerechten Ackerbau festlegen konnte, war, ist und wird die bekannte
pythagoräische Gleichung auch in der Lage sein, komplexe astronomische
Berechnungen ermöglichen.
Wird man den Schwierigkeitsgrad
der Werke von Mozart nicht mit Albert Einsteins Gedankengebäuden
vergleichen können?
Bei Einstein weiß
man, daß er rund 10 Jahre an der allgemeinen Relativitätstheorie
gearbeitet hat. Wie lange er an der Formel E=mc² gearbeitet hat,
ist unbekannt. Jedoch bringt er mit seiner Gleichung etwas in Form.
Ebenso bringen Beethoven und Mozart ihre musikalischen Ideen in FORM
indem sie sie in einer Notenschrift festhalten, um Sie später durch
Musiker wiedergeben zu können.
Die heutige Zeit
bringt ihre Ideen auf die unterschiedlichste Art und Weise in Form.
Rakete, Auto, Atomkraftwerk, Wecker, Fernseher, Radio, Musikstücke
etc. etc., natürlich auch Gebäude, vielleicht auch einen Stadtteil
den man als gedacht interpretieren kann, ein Wohn- oder Gewerbegebiet,
aber niemals mehr eine "GANZE STADT".
Die Form einer
gewachsenen Stadt oder eines gewachsenen Dorfes hat, wie wir gesehen
haben, eine ganz bestimmte Struktur. Die Entwicklung eines Dorfes oder
einer Stadt, ausgehend von einem 3-Wege-Knoten mit einer sich ergebenden
Bebauung von Gebäuden, hat eine andere Qualität hinsichtlich
der Komplexität, wie wenn die Gesamtanlage einer Stadt geplant
und durchdacht werden muss. Welcher Vergleich mit den musikalischen
oder naturwissenschaftlichen Disziplinen möglich ist, wird man
sicherlich nie messen können.
Auf den topographischen
Karten (M 1:25000) entdeckt man auch andere Strukturen, die sich offensichtlich
von den gewachsenen Strukturen abheben. Läßt man seinen Blick
über den mittleren Schwarzwald auf solch einer Karte schweifen
, so entdeckt man z.B. bei Freudenstadt, dass sich innerhalb der gewachsenen
Struktur etwas hervorhebt, was anderen geometrischen Gesetzen gehorchte
bei der baulichen Umsetzung. Man sieht eine quadratische Struktur, welche
wahrscheinlich den Ortskern darstellt. In der Rheinebene -in Karlsruhe-
ist es eine kreisförmige bzw. radiale Struktur, in Mannheim wiederum
eine quadratische. Bei diesen Städten wissen wir, dass es sich
hinter diesen historischen Stadtanlagen um gedachte, d.h. entworfene
und geplante Stadtstrukturen handelt.
Bei diesen Städten
wird deutlich, dass da ein Baumeister, ein Architekt oder Stadtplaner
am Werk war. Ähnlich einer physikalischen Formel oder einer Komposition
sind beim Haus- und noch weit mehr beim Städtebau Randbedingungen
zu beachten, um die Elemente eines Hauses oder einer Stadt richtig zuzuordnen.
Dies ist klar
an der Form Villingens zu erkennen, da sie gedacht ist.
Betrachte Himmel, Erde, Meer und alles was da glänzt und kreicht
und fliegt und schwimmt: alles hat Formen, weil es Zahlen hat; nimm
sie fort und alles wird zunichte.....und frage, was im Tanz ergötzt,
antworten wird die Zahl: Siehe ich bin`s. Betrachte die Schönheit
des geformten Körpers: Zahlen sind im Räumlichen festgehalten.
Betrachte die Schönheit der Bewegung im Körper: Zahlen gewinnen
im Leben im Zeitlichen.
Augustinus
Gedachte Stadtstrukturen
Die Menschen und
zwar alle brauchen Richtung und Orientierung. Dies war zu allen Zeiten
so. Dies fängt an bei einem Rosenkranz der in der Hand gehalten
wird, um die Verbindung zu Gott sicherzustellen. In Griechenland gibt
es blaue Steine die den bösen Blick abhalten sollen. Manche finden
ihr Seelenheil in der Anwendung von Kräutern. So wie ein Stein,
ein Kraut, ein Rosenkranz, eine Diagnose dem Einzelnen Richtung und
Orientierung geben kann, so kann ein Baumeister oder Architekt Richtung
und Orientierung einem Bauwerk oder einer Stadt geben. Künstler
(Maler, Musiker, Bildhauer etc.) geben Richtung und Orientierung, denn
sie zwingen zur Auseinandersetzung, ob es uns gefällt oder nicht.
Waren die Pyramiden
der Ägypter Abbild der damaligen Gesellschaftshierarchie? Wer hatte
diese Idee und war verantwortlich für den Bau der Pyramiden. Oder
war die Stufenpyramide eine versinnbildlichte Treppe, auf der der tote
Pharao in den Himmel steigt. Waren die ehemals goldenen Pyramidenspitzen
Symbole der gebündelten Sonnenstrahlen auf denen Pharao zu Re
fährt. Oder aber war es nur ein einfaches bombastisches Grabmal,
um die Ewigkeit des Herrschers darzustellen? Es könnte aber auch
ein Symbol sein, um die Unvergänglichkeit der geometrischen Ordnung
darzustellen.
Die Baukunst der
Griechen von Knossos über Mykene zur Hochphase unter Perikles der
Athenischen Akropolis fand allein in der Ausbildung der Säulen
und Pfeilern einen Anspruch, der bis heute nicht erreicht ist. Welche
Faszination geht aber von solch einem Bauteil aus? Ist dies nur Schönheit?
Oder sind es die Legenden und Deutungen, die sich um solche Bauteile
ranken.
Warum wurde die kretische Säule von oben nach unten verjüngt
und nicht wie die dorische und ägyptische von unten nach oben?
In Mykene ist
über dem Löwentor die Szene verewigt, indem 2 Löwen sich
auf einen Sockel stützend eine Säule beobachten. Vielleicht
sollen sie sie auch bewachen. Welchen Grund gibt es eine Säule
zwischen 2 Löwen zu stellen? Was hat das für eine Bedeutung?
Warum hat der
Parthenon an der Schmalseite 8 und an der Längsseite 17 Säulen.
Angeblich soll doch gerade die Klarheit und Harmonie diesem Tempel innewohnen.
Ein Verhältnis von 17 zu 8 repräsentiert jedoch keine Klarheit
und auch keine Harmonie.
Die ersten christlichen
Kirchen wurden als einschiffige Anlagen gebaut, um den Weg zu Gott zu
markieren und aufzuzeigen. Die verschiedenen Stile im Laufe der Zeit
von frühchristlich über Romanik, Gotik, Rennaisance,etc. bis
heute haben dieses Thema in den verschiedensten Formen und Facetten
baulich wiedergegeben. Eindrucksvollstes Beispiel in Deutschland ist
der Kölner Dom da er in einem Stil über die Jahrhunderte gebaut
wurde. Das Villinger Münster hat zumindestens 2 klar ablesbare
Stile.
Heute können
wir nur sehr schwer nachvollziehen, was man bei der Ausgestaltung dieser
zeitlich zurückliegenden Gebäude und Bauteile gedacht hat
und was zu ihrer Form führte und was diese Form letztendlich repräsentierte.
Was zu unserer
modernen Architektursprache führte waren im wesentlichen 3 Grundsätze
der Moderne, nämlich weniger ist mehr, die Form folgt der Funktion
und der Anspruch auf Licht, Luft und Sonne.
Die heutige Architekturlandschaft
ist äußerst vielschichtig und mannigfaltig geprägt.
Grob einteilbar in Dekonstruktivismus, Postmoderne und die verschiedenen
Strömungen der wieder auflebenden Klassischen Moderne.
Die zur Zeit praktizierte
städtebauliche Handhabung geht zurück auf die von Corbusier
angeregte Charta von Athen, in der gefordert wurde, dass die Stadtfunktionen
getrennt werden sollen. Dies wurde in der Baunutzungsverordnung umgesetzt,
die für jede Bebauungsplanung in Deutschland als Grundlage dient.
Gerade bei den großen Stadtgebilden sehen wir die Kerngebiete,
die ausfrasenden Wohngebiete im Randbereich der Städte und die
hochverdichteten Gewerbe- und Industriegebiete.
Was alles im Zusammenhang
mit Architektur oder Städtebau gedacht wurde, können wir niemals
verifizieren. Allenfalls besteht die Möglichkeit anhand von Randbedingungen
uns zu vergegenwärtigen, ob die bestehende Form, die wir untersuchen,
gewisse Gesetzmäßigkeiten aufweist. Danach besteht die Möglichkeit
uns zu entscheiden, welchem Typ von Stadtform bzw. Stadtstruktur wir
den Vorzug geben, wie die untersuchte Form zuzuordnen ist. Dies gelingt
am eindrucksvollsten anhand heutiger Stadt-Formen, die sich entweder
auf gewachsene oder gedachte Anfangsbedingungen der sich entwickelnden
Stadt zurückführen lassen.
Als erstes möchte
ich mich auf Baden- Württemberg beschränken, in dem sich nach
meiner Auffassung eine der eindrucksvollsten Stadtstrukturen befindet.
Diese Auffassung bezieht sich sicherlich nicht nur auf Deutschland,
sondern ganz zweifellos auch auf Europa.
Karlsruhe
Die erste dieser
schönen Städte bzw. dieser gedachten Struktur ist Karlsruhe
(B 39).
(B 39)
Markgraf Wilhelm
von Baden läßt Karlsruhe im 18. Jahrhundert als viertelkreisförmige
Anlage dem heute genannten Fächer entstehen. Mittelpunkt dieser
Kreisform ist der Schlossturm, von dem sich die Schlossanlage nach Süden
unter einem Winkel von 90 Grad entwickelt. Begrenzt wird die Schlossanlage
im Süden durch Nebengebäude wie Wohnhäuser, Speicher
und Stallungen. Die ursprüngliche Anlage wird im Süden begrenzt
durch eine Straße die von Westen nach Osten verläuft, und
die die überregionale Anbindung der Schlossanlage sicherstellt.
Wie bei Mannheim und Rastatt so ist der Ausgangspunkt für die Stadtentwicklung
Karlsruhes das Schloss, das durch den Fürsten selbst oder einem
Baumeister geplant wurde. Solche Schlossanlagen benötigten immer
auch Dienerschaft, Knechte, Gehilfen, Ratsschreiber, Bauleute- bzw.
Baumeister, die am besten in der Nähe des Schlosses untergebracht
wurden. Aufgrunddessen kann man sicherlich zurecht vom Beginn einer
Stadt sprechen.
Wie auch bei den
gewachsenen Stadtstrukturen hat sich die Stadt Karlsruhe entwickelt
. Die beiden Strahlen, die unter 90 Grad vom Schlossturm nach Süden
ausgehen, bilden mit der ersten südlichen Querverbindung (Ost-West)
ein fast gleichschenkliges Dreieck. Dies war der erste ursprüngliche
Bebauungplan von Karlsruhe. Der restliche 3/4 - Kreis bildete den Grünbereich,
der vorwiegend zur Jagd des Fürsten genutzt wurde.
Die Skizze zeigt
bewusst, nur den unmittelbaren Bereich um die ursprüngliche städtebauliche
Anlage. In einer topografischen Karte oder einem Stadtplan ist klar
ablesbar, wie der Übergang von einer gedachten Stadtstruktur in
eine gewachsene Stadtstruktur sich vollzieht und wie sich diese Übergänge
gegenseitig zeigen.
Eine Eigentümlichkeit fällt auch in Karlsruhe auf. Wenn man
sich innerhalb des Kreises auf die Bebauung konzentriert, stellt sich
doch die Frage, wie man entlang dieser Strahlen (Straßen) zu bauen
hat. Die heute noch ablesbare, ursprüngliche Bebauung richtete
sich unmissverständlich an dem radialen System des Kreises aus.
Wenn man nun die Bebauung im rechten und linken äußeren Kreis
untersucht, so fragt man sich, warum man in einem radialen System eine
orthogonale Bebauung zuließ. Es ist darauf zu achten, wie die
ursprüngliche Bebauung im südlichen Bereich weitergeführt
wurde. Dies ist jedoch nur anhand eines Stadtplanes oder einer topografischen
Karte erkennbar.
Mannheim
Mannheim (B 40)
wird ab 1698 im bis heute erhaltenen schachbrettartigen Grundriss wiederaufgebaut.
Wie Karlsruhe gründet es auf einer fürstlichen Anlage, der
Kurpfalz, von der sich aus die Stadt entwickelt.
(B 40)
Auf der Südostseite
befindet sich das Schloss. Die Kontur der Anlage ist klar ablesbar,
geometrisch ist die Anlage als Rechteck mit aufgesetztem Halbkreis zu
definieren, die dann orthogonal durch das Straßensystem gegliedert
ist. Die Stadt entwickelt sich weiter, indem versucht wird, ebenfalls
geometrische Strukturen weiterzuführen, was jedoch nur in der engsten
Umgebung der Altstadt gelingt.
Je weiter man
sich vom Zentrum entfernt, werden die Gesetzmäßigkeiten der
gewachsenen Struktur auch in Mannheim deutlich.
Rastatt
Ebenfalls wie
Mannheim und Karlsruhe gründet die planmäßige Anlage
von Rastatt (B 41) auf einen Grafen, nämlich den Markgraf von Baden,
der Rastatt im 18. Jahrhundert anlegte. Eine Eindeutigkeit wie Karlsruhe
oder Mannheim ist in Rastatt nicht zu erkennen, wobei die gewachsene
Struktur sich ebenfalls wieder zeigt, je weiter wir uns vom Zentrum,
nämlich dem Schloss, entfernen.
(B 41)
Freudenstadt
Charakteristisches
Merkmal für die städtebauliche Anlage Freudenstadts (B 42)
ist ein großer, fast quadratischer Platz, um den sich blockartig
die Bebauung schließt. Diese Bebauung wird in drei Schichten fortgeführt,
so dass die Planstadt Freudenstadt dadurch ablesbar und erkennbar wird
bzw. bleibt. Auch in Freudenstadt sieht man die Auflösung aus der
gedachten in die gewachsene Stadtstruktur.
(B 42)
Milet
Eine schachbrettartige,
quadratische Straßenführung kennzeichnet Milet (B 43). Die
äußere Form wird durch eine Küstenlandschaft geprägt.
Diese amorphe Form ist jedoch vor der Stadtgründung vorhanden.
Die gedachte Stadt passt sich gerade nicht dieser Form an. Bei einer
gewachsenen Stadt bildet sich diese Form.
(B 43)
Knidos
Knidos (B 44)
ist klar als Rechteckform ablesbar. Unterstützt wird diese Stadteinteilung
durch rechteckige Wohnblocks.
(B
44)
Kyoto
Kyotos (B 45)
äußere Form ist als Rechteck zu erkennen. Bedeutsam sind
die unterschiedlichen Größen und Formen der Baublöcke.
Rechtecke wechseln sich ab mit zweierlei großen Quadraten.
(B 45)
Manhattan
Unterschiedliche
Vertikalbreiten und gleiche Horizontalbreiten ergeben für den Stadtgrundrissausschnitt
Manhattans (B 46) verschiedenartige Baublockgrößen die alle
jedoch als Rechteck zu definieren sind.
(B 46)
Zusammenfassung
Alle genannten
und aufgezeigten gedachten Stadtstrukturen lassen eindeutige euklidsche
geometrische Formen erkennen. Kreis- und Dreiecksform in Karlsruhe,
Halbkreis mit zusammengesetztem Rechteck in Mannheim, zwei Rechtecke
in Rastatt allerdings nicht so deutlich ausgeprägt, das Quadratmuster
in Freudenstadt.
In allen gedachten Städten sieht man, dass das Straßensystem
in erster Linie der geometrischen Grundform folgt und meist orthogonal
angelegt ist, das heißt die Straßenzüge sind gerade
und die sich kreuzenden Straßen stehen im rechten Winkel aufeinander
(Ausnahme Karlsruhe- Radialstruktur). Die Haupt- und Nebenstraßen
folgen dem gleichen geometrischen Muster. Das äußere Erscheinungsbild
wird ebenfalls durch die gewählte euklidsche Geometrie wiedergegeben
(Quadrat, Kreis, Rechteck).
Somit ergeben
sich an den gezeigten Stadtstrukturbeispielen 5 Elemente für eine
gedachte Stadt, bis ca. um das Jahr 1850.
- euklidsche äußere
Form
- euklidsche innere Struktur
- die Hauptstraßen folgen dieser Struktur
- die Nebenstraßen folgen dieser Struktur
- gerade Straßen
Auch bei den gedachten Städten gilt, dass nicht alle Elemente in
gleicher Weise vorhanden und ausgeprägt sind. Es gilt bei den gedachten
Stadtstrukturen wie bei den gewachsenen Strukturen, dass nicht jedes
der 5 Teilelemente vollständig ausgebildet sein muss. Vielmehr
ist ein vollkommen ausgeprägtes Gebilde eher die Ausnahme und wäre
nur ablesbar am Originalplan.
|