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Südkurier 19.02.2006

Marktbrunnen 1

"Verhaltene Einstellung"


Die Ausgestaltung des Zentrums einer Stadt führt zu ihrer Identität. Dies kann man in New York in der Höhe der Wolkenkratzer ablesen, in Karlsruhe im Schlossturm, in Freudenstadt im Marktplatz. Villingen bedarf einer signifikaten Formfindung für ihr Zentrum.

Die Identität einer Stadt beschränkt sich aber nicht nur auf einen gewissen Zeitabschnitt, z.B. auf das Jahr 1796, sondern sollte, wenn möglich einen großen Zeitraum ihrer Geschichte, aber auch ihrer Zukunft abdecken.

Es gibt für Villingen einige Ereignisse die sich für eine Thematisierung eignen würden, um das einmalige Zentrum dieser Stadt zu markieren. Dazu gehört in erster Linie die Marktrechtsurkunde von 999 und ihre gesellschaftliche Bedeutung für die Stadt, die Thematisierung der zahlreichen Handwerkerzünfte aus dem Mittelalter, die Fasnet die bis in das Jahr 1584 zurückreicht, die indstrielle Entwicklung der Moderne und der Kreuzraum der vier Hauptstraßen der noch einer entscheidenden Form bedarf.

Dies wären einige Alternativen zu einem Marktbrunnen, dessen formale Funktion (Pferdetränke, Waschtrog) nicht mehr gegeben ist. An jeder Stelle in Villingen wäre eine Rekonstruktion denkbar. Aus denkmalschützerischer Sicht sind solche Rekonstruktionen aber bedenklich, da keine bedeutenden Orginalteile vorhanden sind. Aber gerade das Zentrum einer Stadt darf nicht nur in die Vergangenheit weisen, sondern muss die Zukunft den Menschen vor Augen führen. Dies kann nur gelingen wenn die Formfindung für dieses Zentrum in der Gegenwart liegt und auch ein allumfassendes Symbol darstellt. Eine Marktbrunnenrekonstruktion liegt aber in der Vergangenheit. Erst dann , wenn es keine bessere Lösung für diese, städtebauliche einmalige Stelle, gibt und dies bezieht sich auf den ganzen süddeutschen Raum, dann sollte man einer Rekonstruktion nicht mehr verhalten gegenüber stehen.

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