Südkurier 16.07.2006
Temperiertes Herzblut Zum Vortrag vom 12.7.2006 Wann beginnt die städtebauliche
Moderne in Villingen? Wo gibt es in Villingen einen Platz? Als Denker würde ich sagen: Thema verfehlt. Doch ich möchte nicht überheblich sein. Ich versuche mein "Herzblut" zu temperieren, obwohl auch ich enttäuscht sein könnte. Ihr Brunnenverfechter wollt einen Brunnen aus einer Zeit, in der ihr im Loch sitzen würdet, wenn ihr so mit dem Stadtoberhaupt umgegangen wärt. Er repräsentiert 80 000 Menschen und 40 000 Villinger und ist gewählt von den Bürgern und zwar so lange bis er abgewählt oder wiedergewählt wird und dazwischen muss in dieser Diskussion Achtung herrschen und zwar von allen Seiten. Einerseits wollt ihr Meinungsfreiheit und Selbstbestimmung und andererseits wollt ihr eine Zeit heraufbeschwören wo diese Werte mit Füßen getreten wurden. Beides geht nicht. Ich möchte euch deshalb um eines bitten. Temperiert auch euer Herzblut. Ihr werdet dann für Villingen ein Bewußtsein schaffen, das in die Zukunft weisen könnte, aber nur dann, wenn wir bei der Sache bleiben und wo nicht polemisiert wird egal von wem. Die, die die Diskussion begonnen und an ihr teilgenommen haben und hoffentlich weiterführen, werden den Acker aufbereiten, umpflügen, säen und ernten. Ein Korn dieser Feldernte wird man uns stehlen und dieses wird an der besagten Stelle vielleicht aufgehen. Alles was wir über Villingen wissen, müssen wir in dieses Korn übertragen, so dass auch die richtige Erbinformation aufgeht, durch einen Großen der Stadtbaukunst. Dessen müssen wir uns bewußt sein. Allerdings muss das Aufgegangene diesmal besser sein als die vorhandenen Vorschläge. Wir haben die Kenntnis des Ortes, an dem Mancher der Fachleute in Villingen scheiterte wie ich Eingangs kurz zeigte. Namen wie Max Bächer, Meinhard von Gerkan oder von Branca waren auch in Villingen tätig und waren noch andere Kaliber als die Jetzigen. Im Stadtarchiv liegt die Schrift "Die Chance des Niederen Tor". Das ganze Gebiet war recht komplex aber das Zentrum der Villinger Kernstadt überragt die damalige Problematik. Nochmal ihr Brunnenbefürworter, ihr habt die Diskussion begonnen und Herr Riegger weiß bei der ersten Auseinandersetzung nicht was er angefangen hat. Mir war klar wie es nicht geht, mit Gewalt, Durchdrücken und Schreien werdet Ihr nichts erreichen. Wo es hingeht weiß ich auch nicht, ich habe zwar eine Vorstellung, aber wenn wir uns alle disziplinieren wird diese Diskussion spannend und fruchtbar, für jeden von uns, aber auch und insbesondere für Villingen. Es wird ein Denken gefordert. Manche fangen damit an, manche sind dabei. Manch anderer hat diesen Prozess schon seit langem begonnen, speziell über Villingen. Wir kommen zur Erkenntnis, dass Villingen immer mehr an Qualität verliert. Diese aufgeworfene Diskussion könnte viel bewirken. Zerstört sie nicht. Wie ist die geschichtliche Kette der Brunnenspitze zu deuten? Christliche Figur, Herrscher und eine Pflanze die auf einer griechischen Säule steht. Glaubt ihr tatsächlich dies hat sich einfach so ergeben, oder steckten nicht auch Auseinandersetzungen dahinter. Welche symbolhafte Kraft steckte dahinter, die die Menschen über Jahrhunderte beeindruckte und welche war die Stärkste und Bedeutendste? Wenn die Aloe ein ernsthafter Vorschlag sein soll, dann muss man diese Heilpflanze auf einer griechischen Säule erklären für die damalige Zeit und was sie heute darstellen soll. Sie weist nämlich auf das Geblütsrecht der Herrschenden in einer aufklärerischen Zeit, die wir heute gerne benutzen, von der wir jedoch nicht wissen wie sie zustande kam. Für Villingen und für die Stadt. |
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